Faul oder notleidend? Überlegungen zur Integration von Frame- und Framing-Analyse am Beispiel metaphorischer Konzeptualisierungen ausfallgefährdeter Kredite

DOI : 10.35562/elad-silda.475

Abstracts

Metaphern sind eine der traditionellen Analyse­kategorien der Diskurs­linguistik germanistischer Prägung, diskurs­semantische Frame-Analysen eine ihrer etablierten Analyse­methoden. Auch das aus den Kommunikations- und Sozialwissenschaften stammende Konzept des Framing findet dort seit einigen Jahren immer stärkere Verbreitung. Im Zentrum des Interesses stehen hier verschiedene Arten von Framings, die sich in der Struktur semantischer Frames manifestieren und folglich mit Hilfe von Prädikations­analysen untersuchbar werden. Dabei wird zwischen der Type- und der Token-Ebene von Frames unterschieden: Auf der Type-Ebene manifestieren sich (metaphorische) Framings durch quantitative Unterschiede in der Verteilung von Füllwerten (Filler) auf die verschiedenen konzeptuellen Leerstellen (Slots) von Frames; auf der Token-Ebene durch qualitative Unterschiede in Bezug auf diese Füllwerte selbst. Metaphern nehmen dabei insofern eine besondere Stellung ein, als sie die Anschluss­möglichkeiten von Wissens­elementen sowohl auf der Type- als auch auf der Token-Ebene von Frames potenziell erweitern.

L’analyse métaphorique fait partie intégrante des approches couramment utilisées en linguistique discursive, tout comme les cadres sémantiques (frames). Le concept de framing, quant à lui, n’a pour le moment pas suscité le même intérêt. Le présent article vise à étudier la relation entre ces différents concepts-clés et à esquisser une méthode d’analyse permettant d’intégrer le concept de framing dans la méthodologie établie. Notre intérêt se portera notamment ici sur les effets quantitatifs et qualitatifs que peut avoir le framing sur les variables (slots) des cadres sémantiques analysés et les valeurs effectives (fillers) venant les occuper. Élargissant l’éventail des prédications possibles sur une référence donnée, les métaphores conceptuelles nous permettent de formuler des prédications sur des objets, événements et entités qui seraient autrement impossibles, changeant profondément la structure des cadres sémantiques en question.

Metaphor is an established category of analysis in discourse linguistics. On the methodological level, predication-based frame analysis is equally well established in the field. By contrast, the concept of framing is only beginning to receive attention. The present article outlines how the framing concept can be integrated into current frame-based approaches to discourse semantics. Special attention is paid to the quantitative and qualitative effects framing has on a frame’s slot structure and the fillers that can be attached to it. In this regard, conceptual metaphor plays an important role since it expands the range of possible predications that can be attached to a frame’s slots, thus enabling us to make predications about objects, states and entities that would not be otherwise possible.

Index

Mots-clés

cadre sémantique, framing, métaphore cognitive, linguistique discursive, discours financier

Keywords

framing, cognitive metaphor, frame, linguistic discourse analysis, financial discourse

Schlagwortindex

Framing, kognitive Metapher, Frame, Diskurslinguistik, Finanzdiskurs

Outline

Text

Einleitung

Metaphern sind eine der traditionellen Analyse­kategorien der Diskurs­linguistik germanistischer Prägung, prädikations­basierte Frame-Analysen eine ihrer etablierten Analyse­methoden. Auch das v. a. in der Medien- und Kommunikations­forschung verbreitete Konzept des Framing findet dort seit einigen Jahren immer stärkere Verbreitung, auch wenn es bislang noch nicht in derselben Breite rezipiert wird wie genuin linguistische Frame-Konzepte (für einen Überblick siehe Ziem [2013]). Im Folgenden sollen einige zentrale Anknüpfungs­punkte zwischen dem in der Diskurs­linguistik etablierten Frame-Begriff und dem Framing-Konzept diskutiert werden. Im Zentrum des Interesses steht dabei die Frage, wie sich Framings auf die Struktur semantischer Frames auswirken – und infolgedessen aus dieser ablesbar werden. In diesem Zusammenhang werden unterschiedliche Möglich­keiten betrachtet, bestimmte Wissens­elemente im Diskurs (und folglich auch in den aus diesem extrahierten Frames) salient zu machen. Zu diesen Möglich­keiten zählt u. a. auch der Einsatz metaphorischer Konzeptuali­sierungen. Die Fruchtbar­machung des Framing-Konzepts für diskurs­linguistische Frame-Analysen setzt daher zunächst einige Vorüber­legungen darüber voraus, wie Metaphern das Spektrum möglicher Füllwerte verändern, die an die konzeptuellen Leerstellen von Frames anschließbar sind. Die darauf aufbauenden Überlegungen werden in einem zweiten Schritt anhand eines konkreten Beispiels verdeutlicht, nämlich der Analyse der Metapher des faulen bzw. notleidenden Kredits im Diskurs ausgewählter Akteure des deutschen Finanz- und Banken­sektors.

1. Frames und Metaphern als diskurslinguistische Analysekategorien

Nach seinem mehr oder weniger zeitgleichen Aufkommen in Linguistik, Soziologie und KI-Forschung fand der Frame-Begriff zunächst über lexikographisch motivierte Arbeiten Eingang in die germanistische Linguistik, wo er seit Mitte der 1990er Jahre insbesondere im Kontext der Diskurs­linguistik zum Einsatz kommt (vgl. Ziem [2009: 209-211]). Als ganzheitliches Repräsentations­format diskursiven Wissens sind Frames geeignet, alle gängigen diskurs­linguistischen Analyse­kategorien gleicher­maßen abzudecken und miteinander zu kombinieren. Diese umfassen sowohl die Analyse des in Diskursen vorkommenden Wortschatzes als auch Argumentations- und Metaphern­analysen. In diesem Zusammenhang ist jedoch zu bemerken, dass das Frame-Konzept bislang in der Mehrzahl der Fälle vorrangig für diskurs­semantische Analysen diskurs­bestimmender Schlüssel- bzw. Schlagwörter verwendet wird (etwa der Konzepte IDENTITÄT und DEUTSCHE im Diskurs zur deutschen Einheit bei Fraas [1996a, 1996b]). Auch der Zusammenhang zwischen Frames und konzeptuellen Metaphern wurde bereits verschiedentlich thematisiert (siehe etwa Klein [2002] u. Ziem [2008a, 2008b]). Busse [2012: 772] bemerkt in diesem Zusammenhang:

Das hohe Potential der Frame-Semantik, semantische Strukturen und Prozesse zu veranschaulichen, zeigt sich gerade auch bei der semantischen Beschreibung von Metaphern, d.h. genauer, des Übertragungs­prozesses, der die metaphorische Verwendung eines auch in anderer („nicht-metaphorischer“) Bedeutung vorhandenen Lexems inhaltlich motiviert.

Um zu ergründen, wie dieses Potenzial weiter nutzbar gemacht werden kann, sollen an dieser Stelle einige zentrale Gedanken zum Verhältnis von Frames und Metaphern heraus­gegriffen werden, die für die hier vorgestellte Unter­suchung unmittelbar von Bedeutung sind – sowohl in theoretischer als auch in praktischer Hinsicht. Diese betreffen v. a. die Frage, inwiefern sich auf Ebene der Struktur­konstituenten von Frames Unterschiede ergeben können, je nachdem, ob die frame-evozierende lexikalische Einheit metaphorisch oder nicht­metaphorisch gebraucht wird. Die Struktur­konstituenten von Frames umfassen konzeptuelle Leerstellen (Slots), Füllwerte (Filler) und Standardwerte (Default-Values).1 Bei Ersteren handelt es sich um über­geordnete Kategorien, in denen Aussagen über Sachverhalte und Dinge gemacht werden können. Minsky [1975: 246] verdeutlicht diesen Umstand in seiner Definition konzeptueller Leerstellen (bzw. in seiner Terminologie terminals) als „questions most likely to arise in a situation“. Füllwerte hingegen bezeichnen Antworten auf diese Fragen, die in Form konkreter Aussagen im Diskurs auftreten. In Abwesenheit konkreter Füllwerte machen schließlich Standard­werte verstehens­relevantes Wissen verfügbar. Die Bedeutung von Frames und der Zusammenhang zwischen ihren Struktur­konstituenten wird anhand des folgenden – simplen aber sehr eindrück­lichen – Beispiels von Fillmore [1976: 29] deutlich:

If I tell you that I bought a new pair of shoes, you do not know where I bought them or how much they cost, but you know, by virtue of the frame I have introduced into our discourse, that there have got to be answers to those questions.

Der in diesem Beispiel aufgerufene COMMERCIAL TRANSACTION-Frame macht auch in Abwesenheit konkreter Füllwerte Wissen über die prototypischen Bestandteile eines Kauf­ereignisses verfügbar, also etwa, dass an einem solchen notwendigerweise nicht nur ein Käufer, sondern auch ein Verkäufer beteiligt ist, Geld gegen Ware getauscht wird und die Transaktion typischer­weise an einem bestimmten Ort stattfindet.

Während Fillmore – in seinen frühen Arbeiten wie auch im Rahmen seines FrameNet-Projekts – v. a. an Verben als frame-evozierenden lexikalischen Einheiten interessiert ist (in obigem Beispiel BUY), finden Frames in der germanistischen Diskurs­linguistik typischerweise bei der Analyse von Substantiven Anwendung. Der Zugang zu den mit substantivischen Benennungen verknüpften Wissens­beständen erfolgt dabei mit Hilfe von Prädikations­analysen. Konerding [1993: 163] erklärt in diesem Zusammenhang:

Das stereotypische Wissen um eine Entität (Textur), die unter einer substantivischen Benennung fixiert ist, wird gerade über die Menge der usuellen Prädikationen rational zugänglich und im rationalen Diskurs kommunikativ exteriorisier- und/oder explizierbar.

Diese Menge an usuellen Prädikationen – bzw. in anderen Worten die Gesamtheit der möglichen gängigen Aussagen über eine Referenz – bilden das Prädikations­potenzial eines Frames.

1.1. Das Prädikationspotenzial von Frames – Definition und Vorüberlegungen

Der methodische Ansatz, in Frames gebundenes diskursives Wissen auf dem Wege von Prädikations­analysen zu rekonstruieren, fußt, so Fraas [1996b: 5],

auf der Annahme, daß der sprachliche Zugang zu konzept­gebundenem Wissen über in einer Sprach­gemeinschaft gebräuchliche Prädikationen möglich ist. Das Potential dieser Prädikationen, also das Potential der kommunikativ sinnvollen Kontextuali­sierungen eines Konzepts, ist mit Hilfe von Frames [aufgefaßt als systematisch aufgestellte Listen von Fragen, die das Kontextualisierungs­potential von Konzepten vorgeben] darstellbar.

Die grundlegenden Analyse­einheiten frame-basierter Diskurs­analysen sind somit die Prädikationen, die dem betrachteten frame-evozierenden Substantiv, der Referenz, zugesprochen werden. Das Prädikations­potenzial als Menge der Aussagen, die in einem bestimmten Kontext über eine bestimmte Referenz gemacht werden können, steckt dabei den Rahmen ab, innerhalb dessen sinnvoll über diese Referenz gesprochen werden kann.

In Zusammenhang mit Metaphern stellt sich dabei zunächst die Frage, inwiefern diese das Prädikations­potenzial von Frames verändern. Ziem [2008a: 308] formuliert diese Frage wie folgt:

Lassen sich einem Bezugs­objekt eines sprachlichen Ausdrucks beliebige Prädikate gleicher­maßen zuschreiben? Ein fundamentaler Skeptiker müsste die Frage positiv beantworten. Dies zöge allerdings erhebliche Konsequenzen nach sich, u.a. die, dass zwischen metaphorischen und nicht-metaphorischen Gebrauchs­weisen von Wörtern nicht mehr hinreichend differenziert werden könnte. Eine Metapher zu identifizieren, gelingt nämlich nur unter der Voraus­setzung, dass es qualitative Beschränkungen usueller prädikativer Zuschreibungen gibt. So kann zwar die Größe eines dinglichen Bezugs­objektes mit unendlich vielen Prädikaten spezifiziert werden; dem Bezugs­objekt ließen sich aber dennoch nicht alle Eigenschaften gleicher­maßen attribuieren.

Die Erkenntnis, dass die an die konzeptuellen Leerstellen von Frames anschließ­baren Füllwerte qualitativen Beschrän­kungen unterliegen, bildet die Grundlage, auf der Unterschiede zwischen metaphorischen und nicht­metaphorischen Verwendungs­weisen von Begriffen untersucht werden können. Die Annahme, dass die konzeptuellen Leerstellen von Frames spezifische Vorgaben in Bezug auf die an sie anschließ­baren Füllwerte enthalten, findet sich bereits in einer der ersten Definitionen des Frame-Begriffs durch Minsky [1975: 212]:

We can think of a frame as a network of nodes and relations. The “top levels” of a frame are fixed, and represent things that are always true about the supposed situation. The lower levels have many terminals– “slots” that must be filled by specific instances or data. Each terminal can specify conditions its assignments must meet. […] Simple conditions are specified by markers that might require a terminal assignment to be a person, an object of sufficient value, or a pointer to a sub-frame of a certain type. More complex conditions can specify relations among the things assigned to several terminals.2

Auf das Prädikations­potenzial von Frames bezogen lässt sich daher Folgendes festhalten: Um Füllwerte an einen Frame anschließen zu können, müssen diese die Anschluss­bedingungen einer seiner konzeptuellen Leerstellen erfüllen. Ziem [2008a: 308-311] verweist in diesem Zusammen­hang auf die von Searle [1969: 126] formulierten Anforderungen in Bezug auf die Kompatibilität von Referenz und Prädikation:

The object must be of a type or category such that the predicate expression or its negation could be true or false of it. Correlative with the notion of any given predicate is the notion of a category or type of objects of which that predicate could be truly or falsely predicated. For example, correlative with the predicate “is red” is the notion of colored (or colorable) objects. “Is red” can be predicated only of objects which are colored or colorable. We can truly or falsely predicate “red” of windows, but not of prime numbers. We might put this point by saying “is red” presupposes “is colored”, following Strawson, where “presuppose” is defined contextually as: an expression a presupposes an expression b if and only if in order for a to be true or false of an object X, b must be true of X.

Die Kompatibilität von Referenz und Prädikat setzt Searle zufolge also voraus, dass Erstere einer Kategorie angehört, von deren Vertretern wahrheits­gemäß gesagt werden kann, dass das Prädikat auf diese zutrifft (oder auch nicht). Aus frame-semantischer Perspektive bedeutet dies, wie eingangs bereits erwähnt, dass eine Prädikation nur dann über eine spezifische Referenz aussagbar ist, wenn sie an die konzeptuellen Leerstellen des aufgerufenen Frames anschließ­bar ist. In Searles Beispiel etwa setzt die die Bezeichnung einer Referenz als „rot“ das Vorhan­densein der konzeptuellen Leerstelle [Farbe] voraus. Fehlt diese in der Slot-Struktur des evozierten Frames, sind Aussagen über die Farbe der Referenz nicht ohne weiteres möglich. Die Erkenntnis „‘is red’ presupposes ‘is colored’“ ließe sich in frame-semantischen Begriff­lichkeiten also wie folgt umformulieren: Der Füllwert ist rot lässt sich nur dann an einen evozierten Frame anschließen, wenn dieser über eine konzeptuelle Leerstelle [Farbe] verfügt. Auf ganze Frames bezogen lässt sich dieser Umstand – mit notwendigen Einschrän­kungen – durchaus in den Begriff­lichkeiten von Leibniz [2002: 19-21] Monadenlehre und deren Prinzip praedicatum inest subjecto beschreiben:

[Es] steht fest, daß jede wahre Prädikation eine Begründung in der Natur der Dinge hat, und wenn ein Satz nicht identisch, d.h. wenn das Prädikat nicht ausdrücklich im Subjekt enthalten ist, so muß es doch virtuell in ihm enthalten sein. Die Philosophen nennen das inesse. So muß der Term des Subjekts immer den des Prädikats einschließen, so daß derjenige, der den Begriff des Subjekts vollkommen verstünde, auch urteilen könnte, daß ihm dieses Prädikat […] zukommt.

Diese Idee des Enthaltenseins ist auch in der Frame-Forschung von zentraler Bedeutung und wird typischerweise herangezogen, um zu erklären, wie durch die Evozierung eines Frames mit diesem verbundenes enzyklopädisches Wissen in Form von Standard­werten verfügbar gemacht wird.3 In diesem Sinne erklärt Minsky [1975: 212] „a frame may contain a great many details whose supposition is not specifically warranted by the situation“ (Hervorhebung S. V.). Leibniz’ Ausfüh­rungen sind jedoch dahingehend einzuschränken, dass das ihnen zugrunde liegende Verständnis von Realität mit den Prämissen der kognitiven Linguistik (siehe Evans [2012], Evans, Bergen & Zinken [2007]) nicht vereinbar ist. Der Gedanke eines „in der Natur der Dinge“ begründeten Wahrheits­anspruchs von Prädikationen ist dabei insofern problematisch, als er auf eine von der menschlichen Wahr­nehmung unabhängige Essenz der Dinge verweist, die der menschlichen Kognition zwar zugänglich, aber nicht maßgeblich durch sie bestimmt ist. Die in der kognitiven Linguistik verankerte Vorstellung eines Konzept­systems, das gemäß Evans [2012: 131-135] a) in seiner Struktur maßgeblich von der menschlichen Körper­lichkeit und dem durch sie vorgegebenen Wahrnehmungs­bereich geprägt ist, das b) darüber entscheidet, wie wir spezifische Erfahrungen wahrnehmen und auf diese reagieren, und c) sprachen­spezifische, gruppen­spezifische oder auch idiosyn­kratische Unterschiede aufweist, ist mit diesem Gedanken gewiss nicht vereinbar. Nichts­destotrotz liefert Leibniz eine eingängliche Darstellung des Zusammen­hangs zwischen Referenz und Prädikation, die auch und gerade im Kontext diskurs­semantischer Frame-Analysen nutzbar ist. Welche Prädikationen an die konzeptuellen Leerstellen eines evozierten Frames anschließbar sind, wird dabei nicht, wie von Leibniz angenommen, durch die Essenz der Referenz bestimmt, sondern durch das im ent­sprechenden Frame enthaltene Konzept­wissen sowie die Summe der in der jeweiligen Situation relevanten Kontextua­lisierungs­bedingungen. Diesen Umstand fasst Langacker [1991: 61] treffend zusammen, wenn er feststellt:

Any cognitive structure – a novel conceptualization, an established concept, a perceptual experience, or an entire knowledge system – can function as the domain for a predication. Meaning is therefore sought in the realm of cognitive processing. It does not reside in objective reality, nor is the problem of semantic description revealingly formulated in terms of truth conditions. Even expressions describing an objective situation may differ in meaning depending on how the situation is construed.

Langacker spricht hier auch einen weiteren Aspekt an, der sowohl bei Searle als auch bei Leibniz kritisch zu betrachten ist, die Frage nämlich, ob und inwiefern das Kriterium des Wahrheits­werts auf Prädikationen anwendbar ist. Wo Leibniz und Searle von der Wahrheit (bzw. Nicht­wahrheit) von Prädikationen sprechen, scheint im Kontext der epistemischen Diskurs­linguistik eine Umdeutung angebracht, sodass das Prädikations­potenzial von Frames im Folgenden nicht als Menge der wahren Prädikate verstanden werden soll, die der Referenz zusprechbar sind, sondern vielmehr als Menge der Prädikationen, die in einer spezifischen Situation sinnvoll über diese ausgesagt werden können. Nicht die Überein­stimmung einer Prädikation mit einer (wie auch immer gearteten) objektiven Realität entscheidet über deren Auftreten bzw. Gültigkeit in Diskursen, sondern vielmehr die Plausibilität der Zuschreibung vor dem Hintergrund aller jeweils relevanten Faktoren. Mit Ziem [2008a: 409] lässt sich dies dahingehend präzisieren, dass „die Menge aller Prädikationen, mittels welcher der infrage stehende Frame […] näher bestimmt wird […] der Menge an konkreten Füllwerten [entspricht], die in dem entsprechenden Frame Instanzen bilden.“ Diese Menge der in einem Diskurs tatsächlich erfolgten Prädikationen bildet dabei typischerweise nur einen kleinen Teil des gesamten Prädikations­potenzials ab.

1.2. Metaphorische Erweiterungen des Prädikationspotenzials von Frames

Diese Vorüberlegungen zum Verhältnis von Referenz und Prädikation liefern eine wichtige Grundlage für die Beant­wortung der Frage nach den Veränderungen, die metaphorische Konzeptua­lisierungen auf Ebene der Slot-Struktur von Frames bewirken. Dass es hier zu Veränderungen kommt, ist – wie Ziem feststellt (s. o.) – Grund­voraussetzung, damit der metaphorische Gebrauch lexikalischer Einheiten überhaupt von deren nichtmetaphorischer Verwendung unterschieden werden kann. Die Identifizierung von Metaphern setzt also zwingend voraus, dass diese das Spektrum der möglichen Prädikationen verändern, die an die konzeptuellen Leerstellen eines aufgerufenen Frames anschließbar sind. Wie aber wirken sich nun metaphorische Konzeptua­lisierungen konkret auf das Spektrum der möglichen (bzw. in einem Textkorpus tatsächlich realisierten) Prädikationen aus?

Die Beantwortung dieser Frage setzt zunächst ein Verständnis von Metaphern als konzeptuellen Tiefen­strukturen voraus, die im Diskurs in Form metaphorischer sprach­licher Ausdrücke an die Texto­berfläche treten (vgl. Lakoff & Johnson [2003: 3-6]). Kövecses [2010: 4] definiert das Verhältnis von konzeptuellen und sprachlichen Metaphern wie folgt:

A conceptual metaphor consists of two conceptual domains, in which one domain is understood in terms of another. A conceptual domain is any coherent organization of experience. […] We thus need to distinguish conceptual metaphor from metaphorical linguistic expressions. The latter are words or other linguistic expressions that come from the language or the domain of the more concrete conceptual domain […].

Beide an einer metaphorischen Konzeptua­lisierung beteiligten lexikalischen Einheiten repräsentieren Frames, die konzeptuelles Wissen verfügbar machen. Beim Mapping zwischen diesen kommt es zu einer Über­tragung von Wissens­elementen von der Quell- in die Zieldomäne bzw. vom Quell- in den Zielframe. Ziem [2008b: 377] weist in diesem Zusammen­hang auf die Bedeutung von Standardwerten bei der Metaphern­bildung hin:

Die Quelldomäne und die Zieldomäne bilden Inferenzbasen, die durch Frames derart strukturiert sind, dass konsolidierte Standardwerte der Quelldomäne entsprechende Leerstellen der Zieldomäne besetzen. So entsteht eine neue konzeptuelle Struktur – eben eine metaphorische Bedeutung.

Bei den von der Quell- in die Zieldomäne übertragenen Wissens­elementen handelt es sich also zum einen um Standard­werte des Quellframes. Andererseits kann es auch zur Übertragung konzeptueller Leerstellen vom Quell- zum Zielframe kommen. Beide Prozesse verändern das Prädikations­potenzial des Zielframes dahingehend, dass durch das metaphorische Mapping Prädikationen möglich werden, die dem Zielframe für gewöhnlich nicht zuschreibbar sind – und das sowohl auf Ebene seiner konzeptuellen Leerstellen (Type-Ebene) als auch auf Ebene der konkreten Füllwerte, die an diese anschließbar sind (Token-Ebene).4

Dies lässt sich anschaulich am Beispiel der von Lakoff & Johnson [2003: 7-9] beschriebenen Metapher zeit ist geld darlegen. Diese verändert das Prädikations­potenzial des Frames ZEIT sowohl auf der Type- als auch auf der Token-Ebene: Auf der Type-Ebene des Frames etwa ist es erst auf Grundlage der Metapher zeit ist geld möglich, Zeit einen bestimmten Wert zuzuschreiben; Voraus­setzung hierfür ist die Übertragung der konzeptuellen Leerstelle [Wert] des Frames GELD in den Frame ZEIT. Diese ist, in Anlehnung an Minsky (s. o.), in Form der Frage Welchen Wert hat Zeit? darstellbar. Auf der Token-Ebene des ZEIT-Frames erweitert die Metapher zeit ist geld das Prädikations­potenzial u. a. dahingehend, dass neue Antworten auf die Frage Was kann man mit Zeit tun? möglich werden: Erst wenn man Zeit als wertvolles, knappes Gut begreift, kann man sinnvoll sagen, dass man Zeit verschwendet, investiert, kauft etc.

Metaphern verändern also das Prädikations­potenzial von Frames, indem sie Aussagen über die Referenz in gänzlich neuen Kategorien ermöglichen bzw. die Zentralität einzelner Kategorien beeinflussen (Type-Ebene) oder das Spektrum möglicher Prädikationen erweitern, das durch die in der Slot-Struktur des Zielframes enthaltenen Kategorien vorgegeben ist (Token-Ebene). Metaphorische Verwendungs­weisen von Begriffen zeichnen sich also durch die (potenziell systematische) Übertragung von Wissens­elementen aus Quell- in Zielframes aus, die sich mit Hilfe prädikations­basierter Frame-Analysen ermitteln lassen.

1.3. Frames und Framing

Eine weitere Frage, die für frame-semantische Metaphern­analysen von Bedeutung ist, betrifft das Verhältnis von Frames und Framing. Während das Frame-Konzept in der germanistischen Diskurs­linguistik seit langem fest etabliert ist, erfährt das Framing-Konzept erst seit vergleichs­weise kurzer Zeit wachsende Beachtung (siehe etwa Fraas [2013], Fraas & Meier [2013] und Ziem [2013]). Mit Entman [1993: 52] lässt sich dieses wie folgt definieren:

Framing essentially involves selection and salience. To frame is to select some aspects of a perceived reality and make them more salient in a communicating text, in such a way as to promote a particular problem definition, causal interpretation, moral evaluation, and/or treatment recommendation for the item described.

Framing bezeichnet also die Auswahl bestimmter Aspekte einer wahr­genommenen (nicht einer objektiven!) Realität und deren besondere Herausstellung in kommunikativen Texten. Mit dieser Auswahl und Salient­machung bestimmter Einzelaspekte treten andere Details notwendiger­weise in den Hintergrund. Damit bilden Framings eine wichtige Grundlage nicht nur für die Darstellung von Sach­verhalten in Diskursen, sondern auch für auf diesen Darstellungen fußende Argumentationen, Handlungs­empfehlungen etc. Framings im Sinne von Entman betreffen damit, wie Fraas [2013: 271] es formuliert, vorrangig den „Interpretations- und Perspektivie­rungsprozess“ kommunikativer Handlungen. Ziem [2013: 147] beschreibt Framing in diesem Sinne als Prozess der „teilweise strategisch-ideologisch gesteuerten Herstellung eines konzeptuellen Wissens­rahmens bei der Text­produktion oder -rezeption“. Im Gegensatz dazu soll das Konzept des Framing hier nicht als auf die Produktions- und Rezeptions­bedingungen von Texten bezogen verstanden werden, sondern vielmehr im Sinne linguistischer Frame-Konzepte als Prozess der internen Perspekti­vierung von Konzeptframes. Die von Entman beschriebenen kommunikativen Funktionen von Framings lassen sich in diesem Zusammenhang etwa anhand von Fillmores [1982: 125] Beispiel der Konzepte geizig und sparsam veranschaulichen:

From a frame semantics point of view, it is frequently possible to show that the same ‘facts’ can be presented within different framings, framings which make them out as different ‘facts’. Somebody who shows an unwillingness to give out money in a particular situation might be described by one person as STINGY (in which case the behavior is contrasted with being GENEROUS), and by another as THRIFTY (in which case a contrast is made with being WASTEFUL). The speaker who applies the STINGY: GENEROUS contrast to a way of behaving assumes that it is to be evaluated with respect to the behaver’s treatment of fellow humans; whereas the speaker who evaluates the behavior by applying to it a THRIFTY: WASTEFUL contrast assumes that what is most important is a measure of the skill or wisdom displayed in the use of money or other resources.

Die Bezeichnung einer Person als geizig oder sparsam stellt unter­schiedliche Perspektiven auf einen (potenziell) identischen Sachverhalt dar. Welche Aspekte dieses Sachverhalts in den Vordergrund treten und welche in den Hintergrund, ist von den Standard­werten des jeweils evozierten Frames abhängig. Ein spezifisches Framing einer Situation lässt sich somit durchaus wörtlich als ein spezifischer Blickwinkel, als eine von mehreren möglichen Perspektiven verstehen, von denen aus diese Situation betrachtet werden kann. Dieser Blickwinkel wiederum ist ausschlagge­bend dafür, wie die betrachtete Situation wahr­genommen und bewertet wird. Dieses Verständnis von Framing als spezifischer Blickwinkel auf Objekte, Sachverhalte etc. findet sich in der Frame-Forschung bereits bei Minsky, der sein Frame-Konzept vorrangig mit Blick auf die visuelle Wahr­nehmung entwickelt; einzelne Frames stellen in seiner Theorie unter­schiedliche Blickwinkel auf ein und dasselbe Objekt dar, die zusammen ein Frame-System bilden. In Bezug auf sprachliche Frames geht Minsky [1975: 212] davon aus, dass unter­schiedliche Perspektiven u. a. auf unter­schiedlichen metaphorischen Konzeptua­lisierungen beruhen können:

For visual scene analysis, the different frames of a system describe the scene from different viewpoints, and the transformations between one frame and another represent the effects of moving from place to place. For nonvisual kinds of frames, the differences between the frames of a system can represent actions, cause-effect relations, or changes in metaphorical viewpoint.

Im Rahmen diskurs­semantischer Frame-Analysen lässt sich Framing als Auswahl spezifischer Prädikationen aus dem Prädikations­potenzial eines evozierten Frames definieren. Die Realisierung ausgewählter Prädikationen aus der Summe der mit dem Frame verbundenen prädikativen Möglichkeiten bestimmt dessen Konfiguration auf Type- und Token-Ebene.

1.3.1. Metaphorisches Framing

Dieses Verständnis von Framing als systematischer Hervor­hebung bestimmter Aspekte zulasten anderer möglicher Konzeptua­lisierungen bietet direkte Anknüpfungs­punkte an die Metaphern­theorie Lakoffs & Johnsons [2003: 10], die dieses Phänomen unter den Begriffen des Highlighting und Hiding zusammen­fassen und feststellen:

The very systematicity that allows us to comprehend one aspect of a concept in terms of another (e.g., comprehending an aspect of arguing in terms of battle) will necessarily hide other aspects of the concept. In allowing us to focus on one aspect of a concept (e.g., the battling aspects of arguing), a metaphorical concept can keep us from focusing on other aspects of the concept that are inconsistent with that metaphor.

Beschreibt man Argumentationen in Begriff­lichkeiten körperlicher Auseinander­setzungen, werden andere Aspekte der beschriebenen Situationen notwendiger­weise verdeckt. Metaphern erweitern also nicht nur das Prädikations­potenzial des Zielframes auf Type- und Token-Ebene, sondern kanalisieren dieses gleichzeitig auch dahingehend, dass bestimmte Elemente auf beiden Ebenen im Zuge der metaphorischen Konzeptua­lisierung salienter werden, während andere in den Hintergrund treten.

1.3.2. Framing auf Type- und Token-Ebene

Bei den bislang diskutierten Beispielen wurde das jeweilige Framing schwer­punktmäßig auf der Token-Ebene der evozierten Frames betrachtet: Sowohl die metaphorische Konzeptua­lisierung von Argumentationen als Krieg als auch die Bezeich­nung einer Person als geizig oder sparsam erfordert spezifische Prädikationen, die an entsprechende konzeptuelle Leerstellen des evozierten Frames auf Type-Ebene anschließ­bar sind, also etwa:

(01) X liefert sich ein Wortgefecht mit Y.

(02) X ist geizig.

(03) X ist sparsam.

Jedoch kann auch in Bezug auf das Framing von Sachverhalten zwischen Type- und Token-Ebene unterschieden werden. Während frame-semantische Framing-Analysen auf Token-Ebene untersuchen, welche konkreten Füllwerte an die konzeptuellen Leerstellen des betrachteten Frames angeschlossen werden, steht bei der Analyse der Type-Ebene die Frage im Mittel­punkt, ob bestimmte Leerstellen überhaupt bedient werden, und wenn ja, in welchem Umfang. So ergibt sich zwangs­läufig ein anderes Bild von einer Person (bzw. ein anderer Blick auf diese), je nachdem, ob sie vorrangig mit Prädikationen beschrieben wird, die an die Leerstelle [Aussehen] oder die Leerstelle [Charakter­eigenschaften] anschließbar sind. Im Fall von metaphorischen Framings kann dabei – wie in Abschnitt 1.2 beschrieben – die Slot-Struktur des betrachteten Zielframes außerdem um konzeptuelle Leerstellen des Quellframes erweitert werden.

2. Der Frame FAULER KREDIT im Diskurs deutscher Banken

Die im ersten Abschnitt vorgestellten Aspekte sollen nun anhand eines konkreten Beispiels verdeutlicht werden, und zwar der frame-semantischen Analyse der Metapher des faulen Kredits im Diskurs ausgewählter Akteure des deutschen Finanz- und Banken­sektors. Im Zentrum des Interesses stehen dabei weniger die durch die metaphorische Konzeptua­lisierung von Krediten als faul (d. h. als organische Substanz im weitesten Sinne) unmittelbar motivierten Veränderungen des Prädikations­potenzials des untersuchten Frames, sondern vielmehr diejenigen Veränderungen, die aus dem strategischen Gebrauch dieser Metapher durch die betrachteten Akteure erwachsen, d. h. das mit ihrer Verwendung verbundene Framing.5

2.1. Non-performing loans – Definition und alternative Bezeichnungen

Im Zuge der internationalen Wirtschafts- und Finanzkrise gelangte in den vergangenen Jahren eine ganze Reihe finanz­wirtschaft­licher Begriffe aus dem Fachdiskurs verstärkt in den Medien- bzw. Laiendiskurs und somit in eine breitere Öffent­lichkeit, wo sie sich zum Teil dauerhaft etablieren konnten. Neben der Metapher der notleidenden Bank, dem wohl bekanntesten (und auch umstrittensten) Beispiel dieser Art, fanden auch verschiedene Bezeich­nungen für sog. non-performing loans (NPLs) – also Kredite, deren Raten­zahlungen seit mehr als 90 Tagen überfällig sind – ihren Weg in den massenmedial vermittelten öffentlichen Diskurs. Neben Begriffen wie dem des leistungs­gestörten oder ausfall­gefährdeten Kredits waren es dabei v. a. zwei Metaphern, die im öffentlichen Diskurs stark präsent waren: die Metapher des faulen Kredits und die des notleidenden Kredits.

Betrachtet man verschiedene Begriffs­definitionen, so kann der Eindruck entstehen, es handle sich bei diesen Metaphern um alternative Benennungen, die sich alleine in Hinblick auf ihren Fachlich­keitsgrad voneinander unterscheiden. Im entsprechenden Artikel auf Wikipedia etwa heißt es:

Notleidende Kredite (auch englisch Non-performing Loans oder NPL, Problem­kredite, toxische Kredite oder umgangs­sprachlich faule Kredite) ist die Bezeichnung für Kredite, bei denen der Schuldner mit dem Schulden­dienst in Rückstand gerät, sich deshalb im Schuld­nerverzug befindet und die vom Gläubiger aus diesem Grunde einzelwert­berichtigt werden müssen. [K03]

Dieser Eindruck wird durchaus bestätigt, wenn man die in unter­schiedlichen Online-Nachschlage­werken verwendeten Bezeichnungen vor dem Hintergrund des Fachlich­keitsgrads der jeweiligen Publikation miteinander vergleicht (siehe Tabelle 1). So findet sich der Begriff des faulen Kredits typischer­weise in Angeboten, die stärker populari­sierend ausgerichtet sind, wie etwa den Nachschlage­werken der Bundes­zentrale für politische Bildung (BPB) und Wikipedia. Während im entsprechenden Wikipedia-Artikel die Metapher des faulen Kredits explizit als umgangs­sprachliche Benennungs­variante gekenn­zeichnet ist, lässt sich auch in Bezug auf die beiden Online-Nachschlage­werke der BPB feststellen, dass der Fachlich­keitsgrad der Publikation mit der Verwendung spezifischer Bezeichnungen korreliert: Im von der BPB zur Verfügung gestellten Lexikon der Wirtschaft findet sich sowohl die Bezeichnung notleidender Kredit als auch die Bezeichnung fauler Kredit, wobei erstere als über­geordnete Bezeichnung des Eintrags dient. Im ebenfalls auf der Internet­präsenz der BPB verfügbaren Online-Lexikon HanisauLand, das sich an Kinder und Jugendliche richtet, findet sich hingegen nur die Bezeichnung fauler Kredit. In den untersuchten Internet­angeboten, die sich eher an Experten richten, findet sich diese wiederum nicht: Sowohl im Gabler Wirtschafts­lexikon als auch im Glossar der Deutschen Bundesbank wird mit Non Performing Loan bzw. notleidender Kredit jeweils nur eine fachsprach­liche Variante angegeben.

Tabelle 1: Bezeichnungen für NPLs in verschiedenen Online-Nachschlagewerken6

Quelle Verwendete Bezeichnungen
Gabler Wirtschaftslexikon Non Performing Loan
Deutsche Bundesbank notleidender Kredit
Wikipedia notleidender Kredit*, Non-performing Loan, fauler Kredit
BPB (Lexikon der Wirtschaft) notleidender Kredit*, fauler Kredit
BPB (HanisauLand) fauler Kredit

2.2. Vorkommen in selbstreferenziellen Texten

Neben ihrem geringen Fachlichkeitsgrad scheint die Metapher des faulen Kredits im massen­medial vermittelten öffentlichen Diskurs darüber hinaus auch durch ein weiteres Merkmal gekenn­zeichnet zu sein: die Tatsache, dass sie als Stigmawort im Sinne von Hermanns [1994: 19] „Personen, Gegenstände, Sachverhalte irgendwie stigmatisiert.“

Im Folgenden soll nun untersucht werden, ob und inwiefern diese Merkmale auch in Fach­diskursen – in diesem Fall dem Diskurs deutscher Banken – zu beobachten sind. Der Umstand, dass die Metapher des faulen Kredits im Medien­diskurs häufig stigmati­sierend eingesetzt wird, macht dabei zunächst eine grobe Eingrenzung hinsichtlich der betrachteten Textsorten nötig. In einem ersten Schritt soll daher die Verwendung konkur­rierender Benen­nungen bzw. Metaphern in selbstrefe­renziellen Texten deutscher Banken quantitativ erfasst werden. Diese Analyse erfolgt beispielhaft auf Grundlage eines Korpus, das sich aus den Geschäfts­berichten der Jahre 2007–2017 der Commerzbank und der DZ Bank zusammensetzt. Diese Texte werden hier als selbst­referenziell verstanden, da sie per Definition vorrangig Informationen zu den Banken als Verfassern selbst enthalten. Diesen gegenüber­gestellt wird in einem zweiten Schritt die qualitative Analyse eines Korpus aus fremd­referenziellen Texten, Texten also, in denen Banken nicht vorrangig sich selbst, sondern externe Entitäten und Entwick­lungen thematisieren (s. u.).

Wie aus Tabelle 2 ersichtlich wird, zeichnet sich in den Geschäfts­berichten beider Banken ein deutliches Bild ab: Während die Bezeich­nungen NPL und notleidender Kredit – wenn auch mit deutlichen quantitativen Unterschieden – von beiden Banken genutzt werden, findet sich im untersuchten Korpus keine einzige Okkurrenz für fauler Kredit. Dieser Befund lässt zunächst noch keine Rück­schlüsse auf mögliche Gründe für das Fehlen der Metapher zu: Sowohl ihr niedriger Fachlich­keitsgrad als auch ihre stigmati­sierende Wirkung könnten potenziell für ihre Nichtver­wendung in Geschäfts­berichten – als selbst­referenziellen Texten mit hohem Fachlich­keitsgrad – verant­wortlich sein.

Tabelle 2: NPL, notleidender Kredit, fauler Kredit: Okkurrenzen in selbstreferenziellen Texten7

Non-performing loan (NPL) Notleidender Kredit Fauler Kredit
Commerzbank 92 31
DZ Bank 16 34

2.3. Vorkommen in fremdreferenziellen Texten

Betrachtet man fremd­referenzielle Texte deutscher Banken, so fällt auf, dass die Metapher des faulen Kredits darin, anders als in selbst­referenziellen Texten, durchaus vorkommt – wenn auch zugegebe­nermaßen vergleichs­weise selten. Dieser geringen Zahl an Okkurrenzen wurde bei der Zusammen­stellung des Unter­suchungs­korpus mit der Einbeziehung eines entsprechend langen Zeitraums Rechnung getragen: Insgesamt umfasst das Korpus 108 Texte aus dem Zeitraum 2007–2017, die von Akteuren des deutschen Finanz- und Banken­sektors veröffentlicht wurden; die Auswahl erfolgte lexem- und akteurs­basiert. Ausschlaggebend für die Aufnahme der Texte war demnach neben ihrer Urheberschaft die Verwendung der hier untersuchten Metapher. Auf deren Vorkommen hin wurden die Internet­präsenzen von insgesamt elf Akteuren des deutschen Finanz- und Banken­sektors systematisch durchsucht.8 Bei den gefundenen Texten handelt es sich um verschiedene Textsorten, die typischer­weise zum Zweck der Kunden­werbung bzw. Anlage­beratung veröffentlicht wurden, darunter Kunden­magazine, Newsletter, Blogs und Berichte.

Die Untersuchung der Metapher erfolgte, wie in Abschnitt 1 beschrieben, mittels einer prädikations­basierten Frame-Analyse. Die im Untersuchungs­korpus vorkommenden Prädikationen wurden hierzu zunächst ermittelt. Die Analyse des Frames FAULER KREDIT erfolgte dabei in direkter Gegenüber­stellung mit der des Frames NOTLEIDENDER KREDIT, wobei zu ersterem 274 und zu letzterem 183 Prädikationen aus dem Korpus extrahiert wurden.9 Auf deren Grundlage wurde in einem zweiten Schritt die Slot-Struktur der betrachteten Frames induktiv gebildet. Tabelle 3 enthält einen Überblick über die einzelnen Prädikations­klassen und Beispiele für die ihnen zugeordneten Prädikationen:

Tabelle 3: Slot-Struktur der Frames FAULER KREDIT und NOTLEIDENDER KREDIT

Slot Prädikationen zur Bezeichnung:
[Betroffene] - der Entitäten, die von faulen/notleidenden Krediten betroffen sind (in Italien)
[Volumen] - der Menge fauler/notleidender Kredite (um 0,3 Prozentpunkte auf 5,1 Prozent gesunken)
[Handlungen Akteure] - der Handlungen der betroffenen Akteure (Banken kämpfen mit ~)
[Auswirkungen] - der Folgen für die betroffenen Akteure (belasten die Märkte)
[Definition] - der Kategorien, in die faule/notleidende Kredite eingeordnet werden (sektorale Fehlentwicklung, Last, Gefahr) - der Eigenschaften/Bewertungen fauler/notleidender Kredite (häufig uneinbringlich, minderwertig)
[Voraussetzungen Abbau] - der Voraussetzungen, die gegeben sein müssen, um das Volumen fauler/notleidender Kredite zu verringern (Korrekturen der Bankgesetzgebung, des Insolvenzrechts)
[Ort Auftreten] - der Orte, an denen faule/notleidende Kredite anzutreffen sind (schlummern in den Bankbilanzen)
[Gründe Auftreten] - der Gründe für das Auftreten fauler/notleidender Kredite (zu starke Eingriffe in den Wohnungsmarkt)
[Zeit Auftreten] - des Zeitpunkts des Auftretens fauler/notleidender Kredite (werden in Wahljahren vergeben)
[Alternative Bezeichnungen] - der alternativen Bezeichnungen für faule Kredite (werden auch als „Non performing loans“ bezeichnet)
[Wahrnehmung] - der Aufmerksamkeit, die faule/notleidende Kredite erregen (der Fokus der EZB auf faule Kredite) - der Reaktionen, die sie auslösen (bereiten chinesischen Investoren Sorgen)

Die Häufigkeit, mit der diese konzeptuellen Leerstellen im Korpus mit konkreten Füllwerten belegt wurden, wird in Tabelle 4 dargestellt:

Tabelle 4: Quantitative Verteilung der extrahierten Prädikationen

FAULER KREDIT NOTLEIDENDER KREDIT
Slot Anzahl % Slot Anzahl %
[Betroffene] 93 33,94 [Volumen] 45 24,59
[Auswirkungen] 50 18,25 [Betroffene] 45 24,59
[Handlungen Akteure] 38 13,87 [Handlungen Akteure] 30 16,39
[Volumen] 33 12,04 [Auswirkungen] 19 10,39
[Definition] 24 8,76 [Vorauss. Abbau] 15 8,20
[Vorauss. Abbau] 13 4,74 [Definition] 13 7,10
[Ort Auftreten] 8 2,92 [Ort Auftreten] 6 3,28
[Gründe Auftreten] 7 2,55 [Gründe Auftreten] 5 2,73
[Zeit Auftreten] 3 1,09 [Wahrnehmung] 4 2,19
[Alternative Bez.] 3 1,09 [Zeit Auftreten] 1 0,55
[Wahrnehmung] 2 0,72
GESAMT 274 100,00 GESAMT 183 100,00

2.3.1. Framing auf Type-Ebene

Betrachtet man die Slot-Struktur der analysierten Frames, so fällt zunächst auf, dass diese sich qualitativ praktisch nicht voneinander unterscheiden; in beiden Fällen lassen sich dabei keine konzeptuellen Leerstellen ausmachen, die alleine auf die Erweiterung des Prädikations­potenzials der Referenzen durch deren metaphorische Konzeptua­lisierung als faul oder notleidend zurück­führbar wären. Einziger Unterschied zwischen den untersuchten Frames ist das Vorhan­densein der Leerstelle [Alternative Bezeichnungen] in der Slot-Struktur des Frames FAULER KREDIT. Diese wurde auf Grundlage von Belegstellen wie der folgenden gebildet, in der der Bezeichnung fauler Kredit eine Alternativ­bezeichnung an die Seite gestellt wird:

(01) Faule Kredite, sogenannte „Non performing loans“ (NPLs), haben den geretteten Banken das Leben schwer gemacht und stellen auch immer noch ein großes Problem für den europäischen Bankensektor dar. [K04]

Abgesehen davon ergaben sich aus der Zuordnung der aus dem Korpus extrahierten Prädikationen identische Kategorien, die jedoch teilweise deutliche quantitative Unterschiede aufweisen. Am deutlichsten sind diese in Bezug auf die vier Leerstellen, die in beiden Frames am häufigsten mit konkreten Füllwerten belegt wurden: [Betroffene], [Auswirkungen], [Handlungen Akteure] und [Volumen]. So fällt auf, dass die Leerstelle [Auswirkungen] des Frames FAULER KREDIT fast doppelt so häufig mit Füllwerten belegt wurde wie die des Frames NOTLEIDENDER KREDIT; bei letzterem ist hingegen die Leerstelle [Volumen] deutlich ausgeprägter. Die negativen Auswirkungen von NPLs wurden im Korpus somit häufiger thematisiert, wenn diese als faule Kredite bezeichnet wurden. Bei Konzeptua­lisierungen als notleidende Kredite wiederum wurden signifikant häufiger Aussagen über die Höhe des Bestands an NPLs gemacht; auch wurden in Zusammen­hang mit der Metapher des notleidenden Kredits häufiger Aussagen über die Voraus­setzungen von deren Abbau gemacht, sodass auch die Leerstelle [Voraus­setzungen Abbau] fast doppelt so häufig mit Füllwerten belegt wird wie im Fall des Frames FAULER KREDIT.

2.3.2. Framing auf Token-Ebene

Auf der Token-Ebene beider Frames finden sich eine ganze Reihe von Prädikationen, die unmittelbar auf metaphorische Konzeptua­lisierungen zurück­zuführen sind. Besonders auffällig sind dabei verschiedene Füllwerte der Leerstellen [Volumen] und [Auswirkungen], die faule/notleidende Kredite als erdrückende Last konzeptua­lisieren:

(02) Der hohe Anteil notleidender Kredite infolge der langjährigen Rezession lastet schwer auf den Bilanzen. [K05]
(03) [Der italienische Bankensektor wird] weiterhin von einem hohen Berg an notleidenden Krediten belastet. [K06]10

Das hohe [Volumen] von NPLs wird hier systematisch in Beziehung gesetzt zu ihren negativen [Auswirkungen] (lasten schwer auf den Bilanzen, belasten den italienischen Banken­sektor), wobei sich entsprechende Konzeptua­lisierungen mehrfach in Zusammen­hang mit Erstickungs­metaphern finden; Hand in Hand mit dieser Verknüpfung von [Volumen] und [Auswirkungen] geht dabei regel­mäßig auch, wie in (04) zu beobachten, die [Definition] von NPLs als Last:

(04) Dagegen drohen die Banken in Griechenland und Zypern unter der Last fauler Kredite von 46 bzw. 45 Prozent der Forderungen zu ersticken. [K08]
(05) Zu viele faule Kredite in den Büchern der Banken […] nehmen den Banken die Luft für neue Kreditvergabe […]. [K04]

Ungeachtet dieser identischen metaphorischen Konzeptua­lisierungen bestätigt sich jedoch auch auf der Token-Ebene der untersuchten Frames der Eindruck, dass das Konzept des faulen Kredits negativer konzeptualisiert wird als das des notleidenden Kredits. Dies lässt sich exemplarisch anhand der in den konzeptuellen Leerstellen [Definition] und [Handlungen Akteure] der beiden Frames instanziierten Füllwerte zeigen: Während die in der Leerstelle [Definition] instanziierten Füllwerte im Fall des Frames FAULER KREDIT ausnahmslos negativ sind (siehe Beispiel (04)), finden sich in der entsprechenden Leerstelle des Frames NOTLEIDENDER KREDIT auch vereinzelt Zuschreibungen, die als neutral einzustufen sind, nämlich die Bezeichnung notleidender Kredite als Thematik oder Thema (siehe Tabelle 5). Mit insgesamt drei Okkurrenzen im Untersuchungs­korpus machen diese immerhin knapp ein Viertel der in dieser Leerstelle instanziierten Füllwerte aus.

Tabelle 5: Im Slot [Definition] instanziierte Füllwerte

FAULER KREDIT [Definition] NOTLEIDENDER KREDIT [Definition]
ein großes Problem für den europäischen Bankensektor, eine der größten Herausforderungen der europäischen Wirtschaft, erhebliche Risiken, ein Teufelskreis, eine Gefahr, ein Problem, eine Achillesferse der italienischen Wirtschaft, ein gravierendes Problem, eine Last, eine Problematik, eine sektorale Fehlentwicklung ein Problem, eine Problematik, Risiken, Risikofaktoren für den chinesischen Aktienmarkt, eine Thematik, ein Thema

Ähnliches lässt sich auch in Bezug auf die Leerstelle [Handlungen Akteure] feststellen (siehe Tabelle 6). Auch hier sind die konkreten Füllwerte zwar in weiten Teilen identisch, es lassen sich jedoch gewisse Unterschiede ausmachen, die auf ein negativeres Framing des Frames FAULER KREDIT hindeuten. So finden sich hier etwa mehr Prädikationen, in denen die Bereinigung fauler Kredite als Kampf konzeptualisiert wird: Banken kämpfen oder ringen mit faulen Krediten oder versuchen, sich von diesen zu befreien (wobei eine vergleichbare Prädikation in Bezug auf notleidende Kredit im Korpus nur ein einziges Mal vorkommt). Darüber hinaus finden sich bestimmte Schlüssel­wörter aus dem Diskurs um die Finanzkrise vorrangig im Frame FAULER KREDIT, wie etwa die Auflegung eines Hilfs- bzw. (Banken-)Rettungsfonds.

Tabelle 6: Im Slot [Handlungen Akteure] instanziierte Füllwerte

FAULER KREDIT [Handlungen] NOTLEIDENDER KREDIT [Handlungen]
aufkaufen, Abbau, in Bad Banks sammeln, von der Zentralbank toleriert, ausweisen, abschreiben, Bereinigung, von Bad Bank übernommen, von der EZB genauer geprüft, Vergabe in Wahljahren, Aufstockung von Rücklagen, Bildung einer Bad Bank, abgeschrieben, ausgereicht, verkauft, als Sicherheiten akzeptiert, über einen länge­ren Zeitraum abgeschrieben, Auflegung eines privaten Hilfsfonds, Verwandlung in subventionierte Endloskredite, kämpfen, individuelles Eingreifen, befreien, Bereini­gung, Auflegung von Rettungsschirmen, Ringen, stärkere Einbeziehung privater Gläubiger, Veränderung der Gesetzgebung, Gründung eines Bankenrettungsfonds Abbau, Fokussierung des Risikomanage­ments, bereinigen, an Bad Banks auslagern, Auslagerung, Verbriefung, Auflegung eines Hilfsprogramms, Bildung einer Task Force, Abwicklung, Veränderung der Geschäfts­kultur, kämpfen, abschreiben, Ankauf, Reduzierung, priorisiert, Übertragung, verwerten, abwickeln, an Investoren durchgereicht

2.4. Faule Kredite? Haben nur die anderen!

Obwohl es sich bei fauler wie auch bei notleidender Kredit um prinzipiell negativ konnotierte Konzepte handelt, zeigen sich sowohl quantitative als auch qualitative Unterschiede auf Ebene der entsprechenden Frames. Inwiefern das damit verbundene Framing es rechtfertigt, den Begriff des faulen Kredits als Stigmawort zu bezeichnen, soll nun abschließend anhand eines Aspekts verdeutlicht werden, der bislang unerwähnt geblieben ist. Tatsächlich lässt sich diesem im Diskurs der Banken nämlich eine mitunter sehr präzise Rolle zuschreiben, und zwar die Abgrenzung von anderen. Dies wird deutlich, wenn man die in der Leerstelle [Betroffene] instanziierten Füllwerte betrachtet (siehe Tabelle 7). Deren Verteilung zeigt deutlich, dass die betrachteten Metaphern von den Akteuren des deutschen Finanz- und Banken­sektors praktisch ausschließlich in fremd­referenziellen Kontexten gebraucht werden, am häufigsten in Bezug auf Italien und andere Staaten Süd- bzw. Südost­europas.

Tabelle 7: Im Slot [Betroffene] instanziierte Füllwerte

FAULER KREDIT [Betroffene] NOTLEIDENDER KREDIT [Betroffene]
Filler Anzahl % Filler Anzahl %
Italien 40 42,55 Italien 20 42,22
Deutschland 6 6,38 China 8 17,78
Irland 6 6,38 Griechenland 3 6,67
China 6 6,38 Zypern 2 4,44
Südosteuropa 4 4,26 Südeuropa 2 4,44
Griechenland 4 4,26 Eurozone 2 4,44
Japan 4 4,26 Slowenien 2 4,44
USA 4 4,26 Europäische Union 1 2,22
Europäische Union 3 3,19 Schweden 1 2,22
Spanien 3 3,19 Rumänien 1 2,22
Portugal 2 2,13 Irland 1 2,22
Zypern 2 2,13 Japan 1 2,22
Frankreich 1 1,06 Frankreich 1 2,22
Nigeria 1 1,06 Österreich 1 2,22
International 1 1,06
Österreich 1 1,06
Der Westen 1 1,06
Finnland 1 1,06
Südeuropa 1 1,06
Nordische Länder 1 1,06
Niederlande 1 1,06
Belgien 1 1,06
GESAMT 94 100,00 GESAMT 45 100,00

Besonders deutlich wird die Stigmatisierungs­funktion der Metapher des faulen Kredits, wenn man die Fälle betrachtet, in denen Deutschland als Füllwert in der Leerstelle [Betroffene] instanziiert wird: Hier wird nämlich typischer­weise nicht etwa ausgesagt, dass Deutschland bzw. deutsche Banken von faulen Krediten betroffen sind, sondern das genaue Gegenteil (mit Ausnahme einer einzigen Prädikation, in der diese Aussage über die Hypo Real Estate – also sozusagen das schwarze Schaf der deutschen Banken­landschaft – getroffen wird). Gleiches ist auch in Bezug auf den Füllwert der Westen festzu­stellen. Dies zeigt sich u.a. an folgenden Beispielen:

(06) In Ländern mit hohen Anteilen variabel verzinster Darlehen und einer insgesamt hohen Verschuldung können zusätzlich faule Hypotheken die Märkte belasten. Anders als beispielsweise die nordischen Länder betrifft Deutschland dieser Aspekt dank verbreiteter Festzinsen und einem moderaten Verschuldungsniveau allerdings weniger. [K09]

Interessanterweise wird die Metapher auf unterschied­liche Regionen angewendet, je nachdem, ob Deutschland als Teil dieser Region dargestellt wird oder nicht.11 In Beispiel (07) etwa erfolgt die Abgrenzung zwischen japanischen und westlichen Banken. Gleiches ist auch in Beispiel (08) zu beobachten (aus dem weiter oben bereits ein Ausschnitt diskutiert wurde): Dort wird die Metapher des faulen Kredits in Zusammen­hang mit Griechen­land und Zypern verwendet wird, während die neutrale Bezeichnung NPL für die Länder­gruppe, zu der Deutschland zählt, gebraucht wird (wobei in diese Gruppe mit Dänemark auch eines der Länder fällt, von denen Deutschland in Beispiel (06) abgegrenzt wurde).

(07) Die westlichen Banken sind mit Ausnahmen deutlich gesünder und haben weniger faule Kredite in ihren Bilanzen. [K10]
(08) […] es bestehen noch immer extreme Unterschiede zwischen den Ländern. So bereiten Non Performing Loans (NPL) in Großbritannien, den Niederlanden, Deutschland, Dänemark und Belgien wenig Probleme. In diesen Ländern fällt die NPL-Quote mit knapp zwei bis gut drei Prozent sehr niedrig aus. Dagegen drohen die Banken in Griechenland und Zypern unter der Last fauler Kredite von 46 bzw. 45 Prozent der Forderungen zu ersticken. Leidgeprüfte Bankensektoren finden sich auch in Portugal, Irland und insbesondere in Italien als wirtschaftlichem Schwergewicht. [K08]

Fazit

Wie die Analyse der Frames FAULER KREDIT und NOTLEIDENDER KREDIT im Diskurs der untersuchten Akteure des deutschen Banken- und Finanz­sektors gezeigt hat, handelt es sich dabei keineswegs um alternative Benennungen, die sich allein durch den Grad ihrer Fachlichkeit voneinander unterscheiden. Die Heraus­arbeitung der diskurs­spezifischen Konfiguration ihrer Leerstellen und Füllwerte zeigt vielmehr, dass mit der Verwendung dieser Konzepte jeweils ein spezifisches Framing des Phänomens NPL einhergeht. Werden beide Metaphern zur Bezeichnung eines grundsätzlich negativen Phänomens benutzt, so enthält nämlich der Frame FAULER KREDIT nichts­destoweniger deutlich mehr negative Elemente als der Frame NOTLEIDENDER KREDIT, und das sowohl auf der Type- als auch auf der Token-Ebene; der Frame NOTLEIDENDER KREDIT hingegen weist tendenziell mehr Füllwerte auf, die als neutral gelten dürfen. Es sind dabei weniger die (im Untersuchungs­korpus ohnehin nicht produktiven) metaphorischen Konzeptua­lisierungen von NPLs als faul oder notleidend oder aber die Konzeptua­lisierung fauler bzw. notleidender Kredite als Last oder Bedrohung für die betroffenen Finanz­institute, die beide Konzepte am deutlichsten voneinander unterscheiden. Entscheidend ist der Umstand, dass die Metapher des faulen Kredits von den betrachteten Akteuren systematisch genutzt wird, um sich von anderen Ländern, Regionen oder Finanz­instituten abzugrenzen und diese zu stigmatisieren. Ihre Verwendung ist folglich nicht etwa eine Frage des Registers, sondern sie hat vielmehr den Status eines Stigmaworts, das im Diskurs strategisch und in einem klar umrissenen Kontext eingesetzt wird.

1 Im Folgenden werden für Frames und ihre Struktur­konstituenten folgende Schreib­weisen verwendet: FRAMES werden durch Groß­schreibung repräsentiert

2 Die von Minsky verwendeten Begriffe terminal und assignment entsprechen in der hier verwendeten Terminologie den konzeptuellen Leerstellen und

3 Eng verknüpft mit dieser Idee ist auch das in den frühesten Arbeiten von Fillmore begründete Konzept des semantic entailment. Bereits einige Jahre

4 Welche Wissens­elemente dabei von der Quell- in die Zieldomäne übertragen werden, ist keineswegs zufällig. So bemerken Lakoff & Johnson [2003: 13]:

5 Direkt motivierte Veränderungen des Prädikations­potenzials sind im Fall der Metapher fauler Kredit ohnehin selten, da diese stark lexikalisiert

6 Bei Einträgen, die mehrere Benennungs­varianten enthalten, sind die über­geordneten Benennungen jeweils mit * gekenn­zeichnet.

7 Neben den Bezeichnungen NPL und notleidender Kredit finden sich in den unter­suchten selbst­referenziellen Texten auch weitere Benennungs­varianten

8 Commerzbank, DekaBank, Deutscher Sparkassen- und Giroverband (DSGV), Deutsche Zentral-Genossenschaftsbank (DZ Bank), Landesbank Hessen-Thüringen (

9 Die Analyse beider Frames erfolgte auf Grundlage des in Hinblick auf das Vorkommen der Metapher des faulen Kredits zusammen­gestellten Korpus, was

10 Wird im Zuge der metaphorischen Konzeptualisierung von NPLs als Berg meist ihr „Gewicht“ salient, so finden sich darüber hinaus auch vereinzelte

11 In der Verwendung der Metapher des faulen Kredits in diesen Beispielen kommt ein Phänomen zum Ausdruck, das Busse [1997] unter dem Stichwort der

Bibliography

Quellenverzeichnis

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Notes

1 Im Folgenden werden für Frames und ihre Struktur­konstituenten folgende Schreib­weisen verwendet: FRAMES werden durch Groß­schreibung repräsentiert, [Leerstellen] durch Setzung eckiger Klammern und Füllwerte bzw. Standard­werte durch Kursivsetzung.

2 Die von Minsky verwendeten Begriffe terminal und assignment entsprechen in der hier verwendeten Terminologie den konzeptuellen Leerstellen und Füllwerten von Frames.

3 Eng verknüpft mit dieser Idee ist auch das in den frühesten Arbeiten von Fillmore begründete Konzept des semantic entailment. Bereits einige Jahre vor der Veröffent­lichung seiner ersten dezidiert frame-semantischen Publikationen wies dieser [1965: 82] mit der Frage „What do sentences […] entail?“ darauf hin, dass die Oberflächen­bedeutung von Sätzen notwendiger­weise unter­spezifiziert ist und ihr Verständnis die Berück­sichtigung zusätzlicher Bedeutungs­aspekte voraussetzt, die in den beteiligten sprachlichen Ausdrücken enthalten (entailed) sind bzw. mitgedacht werden müssen.

4 Welche Wissens­elemente dabei von der Quell- in die Zieldomäne übertragen werden, ist keineswegs zufällig. So bemerken Lakoff & Johnson [2003: 13]: „when we say that a concept is structured by a metaphor, we mean that it is partially structured and that it can be extended in some ways but not others.“ Die Erkenntnis, dass von metaphorischen Mappings nur bestimmte Teile von Quell- und Zieldomäne betroffen sind, ist ebenfalls das zentrale Moment der Blending-Theorie von Fauconnier & Turner [2003].

5 Direkt motivierte Veränderungen des Prädikations­potenzials sind im Fall der Metapher fauler Kredit ohnehin selten, da diese stark lexikalisiert und in einschlägigen Kontexten daher nur vergleichs­weise selten produktiv ist. Dass sie jedoch durchaus eine gewisse Produktivität zulässt, zeigt sich etwa in Fällen wie „360 Milliarden Euro faule Kredite modern in italienischen Banken“ [K01] und „Faule Kredite stinken noch“ [K02]. An letzterem Beispiel lässt noch einmal eindrücklich das eingangs beschriebene Phänomen verdeutlichen, dass Frames durch die metaphorisch motivierte Übertragung von Elementen aus dem Quell- in den Zielframe um neue Leerstellen erweitert werden können: In diesem konkreten Fall wird die Leerstelle [Geruch] in den Frame FAULER KREDIT übertragen, wodurch Füllwerte an diesen anschließbar werden, die ohne dieses Mapping nicht möglich wären.

6 Bei Einträgen, die mehrere Benennungs­varianten enthalten, sind die über­geordneten Benennungen jeweils mit * gekenn­zeichnet.

7 Neben den Bezeichnungen NPL und notleidender Kredit finden sich in den unter­suchten selbst­referenziellen Texten auch weitere Benennungs­varianten (leistungs­gestörter Kredit, ausfall­gefährdeter Kredit etc.), die hier aufgrund der geringen Zahl an Okkurrenzen nicht weiter betrachtet werden.

8 Commerzbank, DekaBank, Deutscher Sparkassen- und Giroverband (DSGV), Deutsche Zentral-Genossenschaftsbank (DZ Bank), Landesbank Hessen-Thüringen (Helaba), Kreditanstalt für Wiederaufbau (KfW), Landesbank Baden-Württemberg (LBBW), Norddeutsche Landesbank (Nord/LB), Postbank, ING-DiBa, Bundesanstalt für Finanzdienst­leistungsaufsicht (BaFin).

9 Die Analyse beider Frames erfolgte auf Grundlage des in Hinblick auf das Vorkommen der Metapher des faulen Kredits zusammen­gestellten Korpus, was die höhere Zahl der Okkurrenzen bzw. Prädikationen erklärt.

10 Wird im Zuge der metaphorischen Konzeptualisierung von NPLs als Berg meist ihr „Gewicht“ salient, so finden sich darüber hinaus auch vereinzelte Beispiele, in denen stattdessen eine horizontale Ausdehnung in den Vordergrund tritt, z. B. „[Die italienischen Banken] sitzen auf einem hohen Berg an notleidenden Krediten“ [K07].

11 In der Verwendung der Metapher des faulen Kredits in diesen Beispielen kommt ein Phänomen zum Ausdruck, das Busse [1997] unter dem Stichwort der diskurs­semantischen Grundfigur Das Eigene und das Fremde zusammenfasst, die sich in Diskursen überall dort manifestiert, wo das (kollektive) Ich vom (kollektiven) Anderen abgegrenzt wird.

References

Electronic reference

Simon Varga, « Faul oder notleidend? Überlegungen zur Integration von Frame- und Framing-Analyse am Beispiel metaphorischer Konzeptualisierungen ausfallgefährdeter Kredite », ELAD-SILDA [Online], 2 | 2019, Online since 08 octobre 2019, connection on 29 mars 2024. URL : https://publications-prairial.fr/elad-silda/index.php?id=475

Author

Simon Varga

Université de Bourgogne-Franche-Comté, Centre Interlangues Texte, Image, Langage (EA 4182) Johannes Gutenberg-Universität Mainz, Fachbereich Translations-, Sprach- und Kulturwissenschaft varga@uni-mainz.de

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